Karamat.eu - Vielfalt in der Einheit: so könnte man die Zusammensetzung des Ensembles, der voll besetzten Kirche der Stille Hannover und der dargebotenen Stücke zusammenfassen. Getreu den Grundsätzen des Vereins Karamat e.V. stand der Brückenbau zwischen Orient und Okzident im Fokus.
Gedichte von Hafis, Rumi, Shah Nematollah Vali oder Seyed Mostafa Azmayesh wurden musikalisch dargeboten. Als besonderer Gast rezitierte die im hannöverschen Exil lebende Iranerin Soheila Hadipour eine von ihr selbst gedichtete Hymne. Die Originalinstrumente Daff, Tanbur und Dohol kamen klanglich neben Gesang, Rezitation und erzählten Geschichten aus Rumis Mathnavi zur Geltung. Doch im Mittelpunkt des Konzertes standen die ungewohnt langen Stille Phasen, in denen die Zuschauer eingeladen waren auf die Resonanz in ihrem Herzen zu achten.
Das Programm war der verstorbenen Künstlerin Petra Kaltenmorgen (* 26.01.1964 †25.01.2019), die diese Musik geliebt und selbst gespielt hat, gewidmet. Petra Kaltenmorgen war eine Künstlerin der Fotografie. Zuletzt gab es vor zwei Jahren eine beeindruckende Ausstellung von ihren Werken im Sprengel Museum, Hannover. Viele ihrer Werke thematisieren das Sein und das Werden und die Vergänglichkeit. Petra Kaltenmorgen ist Ende Januar einen Tag vor Ihrem 55 Geburtstag viel zu jung von uns gegangen. Sie fehlt uns als einfühlsamer Mensch mit tiefer Verbindung zur Mystik.
Darüberhinaus erinnerten die Darbietenden an die Verfolgung von Mystikern, Derwischen, Sufis und viele andere aufrechte Menschen durch das Regime im Iran. Am 21. Februar 2019 jährte sich der Tag der Derwische zum zehnten Mal. In diesem Jahr fand die Feier in Brighton, England statt. Passend dazu erklang auch das Sa'adi Gedicht von den Menschenkindern (Bani Âdam):
"Die Kinder Adams sind aus einem Stoff gemacht,
als Glieder eines Leibs von Gott, dem Herrn, erdacht.
Sobald ein Leid geschieht nur einem dieser Glieder,
dann klingt sein Schmerz sogleich in ihnen allen wider .
Ein Mensch, den nicht die Not der Menschenbrüder rührt,
verdient nicht, daß er noch des Menschen Namen führt. "
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