Shirin Ebadi kämpft immer noch für Menschenrechte im Iran

Karamat.eu - Bedeuten uns Menschenrechte noch mehr als das Papier auf dem sie stehen? Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi und weitere Experten für die Situation der Menschenrechtsverletzungen im Iran im Gespräch - Die im Londoner Exil lebende Friedensnobelpreisträgerin Dr. Shirin Ebadi sprach sich bei dem Fachgespräch zu der aktuellen Lage der Menschenrechte im Iran für ein Referendum im Iran aus, um einen friedlichen Übergang in eine demokratische Gesellschaft zu schaffen.

Foto ©Sebastian Semmer, Berlin - Dr. Shirin Ebadi mit Helmut N. Gabel, Karamat e.V. in der Landesvertretung Niedersachsens beim Bund

Karamat.eu - Berlin Mitte, 31. August 2018  im Rahmen eines Fachgespräches wurde gestern die bedrohliche Situation religiöser und ethnischer Minderheiten, politischer Gefangener und anderer Verfolgten im Iran kritisch beleuchtet. Die Islamische Republik Iran ist trauriger Rekordhalter hinsichtlich von der UN angemahnter Menschenrechtsverletzungen. Systematisch verstößt das Regime regelmäßig gegen eigene Gesetze, internationale Konventionen und die Würde der Menschen.

Hierzu äußerte sich die Nobelpreisträgerin und Juristin Shirin Ebadi: „Im Iran besteht systematische Rechtsunsicherheit. Friedliebende Menschen sind unter schlimmsten Bedingungen in Haft. Die Angst vor dem Regime darf uns jedoch nicht daran hindern, uns für sie einzusetzen.“

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) kritisierte die Fixierung auf die Wirtschaft und dass Wirtschaftssanktionen zumeist das Volk träfen, was dieses zusätzlich zur Schreckensherrschaft belasten würde. Er forderte vielmehr intelligente Sanktionen, die sich gezielt gegen Regimevertreter richteten.

Helmut N. Gabel, Pressesprecher des Vereins Karamat e.V. hob hervor: „Europäische Führungskreise wissen von den schweren Menschenrechtsverletzungen im Iran. Sie scheinen aber die propagandistischen Aktivitäten Irans in Europa zu unterschätzen. Mehr Mut in der Begegnung mit Regimevertretern in Bezug auf Menschenrechte könnte helfen, deutlichere Signale zu setzen. So wäre es ein Anfang, Frauen im Iran dadurch zu unterstützen, dass weibliche Mitglieder europäischer Delegationen ohne Kopftuch auftreten. Das ist Respekt für menschliche Werte, die Teil der uralten iranischen Kultur sind und kein Kotau vor ideologisch übergestülpte Zwangsmassnahmen. Die meisten Frauen im Iran werden es ihnen danken.

Für dieses korrupte und aggressive System ist der gefährlichste Feind der Frieden. Genau deshalb werden insbesondere friedvolle religiöse Gruppen wie Sufis und Bahà’i unterdrückt. Zu der Veranstaltung war auch der im Pariser Exil lebende Religionswissenschaftler und Vertreter des Gonabadi Sufi Ordens im Ausland, Dr. Seyed M. Azmayesh, eingeladen. Er sagte jedoch seine Teilnahme auf Grund einer aktuellen Morddrohung aus dem Iran ab.

Azmayesh ließ jedoch ein Statement verlesen: „Das Regime will die Sufi Derwische, die Iran über Jahrhunderte kulturell stark geprägt haben, auslöschen. Vor allem ist der Gonabadi Orden bedroht, also 5 Millionen Mitglieder. Das Oberhaupt des Ordens wird seit Februar 2018 von den Mitgliedern isoliert. Das Regime würde gerne die Nachfolgereglung kontrollieren und übernehmen, um dem bisher friedlich und tolerant ausgerichteten Orden die Herrschaft des Zwangs und der Knute aufzuzwingen. Es sollen die Gonabadi Derwische der unbedingten Treue gegenüber dem Obersten Führer gezwungen werden. Um diesen Zweck zu erreichen, arbeitet das Regime daran, die Gemeinschaft durch Intrigen und Hetze zu spalten. Die europäische Öffentlichkeit könnte durch klarere Bekundungen der Solidarität den Derwischen helfen, aus der Umklammerung der ideologisch verwirrten Regimekräfte frei zu kommen. Wer die friedlichen Kräfte heute im Iran unterstützt, kann gewiß sein, dass er morgen mit weniger Chaos und Hetze in Europa zu tun haben wird.“

Außer den genannten Redner waren als weitere Experten Dr. Kamal Sido, Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Jascha Noltenius, Vertreter der Baha'i Gemeinde Deutschland, Dr. Gottfried Martens, Pastor der evangelischen Kirche Berlin-Steglitz, Soheila Hadipour, Vertreterin der spirituellen Lehre Erfan-e Halghe und Helmut N. Gabel, Karamat e.V. im Gespräch mit Politikvertretern und interessierten Kreisen. 

Zum Hintergrundpapier: https://mehriran.de/artikel/wie-der-iran-ein-land-kulturellen-reichtums-zur-unmenschlichkeit-verroht.html

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