Neue Forschungen zum Koran: Wie und warum es zwei gegensätzliche Islam Versionen gibt

Karamat.eu - Dialoge mit Gästen zur besseren Unterscheidung des Phänomens Islam in Hannover und Berlin. In mehreren öffentlichen und geschlossenen Veranstaltungen ist die Hauptthese des Buchs "Neue Forschungen zum Koran: Wie und warum es zwei gegensätzliche Islam Versionen gibt" von Dr. Seyed M. Azmayesh diskutiert worden. Beteiligte waren Professor Peter Antes, Professor Dawud Gholamasad, der Autor des Buches Dr. Seyed M. Azmayesh und der Moderator Helmut N. Gabel.

Prof. Antes, Dr. Azmayesh, Helmut N. Gabel, Prof. Gholamasad

Karamat.eu - In allen Veranstaltungen wurden die Relevanz und Bedeutung der Erkenntnisse aus dem neuen Buch für die Jetztzeit vorgestellt. Angesichts einiger Gefahren für die westlichen Gesellschaften durch sogenannte islamistische Ideologen und ihre Handlanger, müssen längst überfällige Unterscheidungen getroffen werden, die für manchen Gläubigen jedoch einen Tabubruch bedeuten könnten. Tabus zu brechen ist aber nur ein Nebeneffekt. Vielmehr geht es darum sich der Entstehung und dem Inhalt des Korans zu zu wenden, anstatt Überlieferungen (revayat), die man dem Religionsgründer Mohammed nachträglich in den Mund gelegt hat, in den Vordergrund zu stellen.

Der Koran ist für die allermeisten Muslime die Grundlage ihres Glaubens, doch die Wenigsten können ihn studieren. So sind viele Muslime abhängig von den Interpretationen ihrer Imame oder Mullahs. Mit dem Buch liegt ein gründliche Studie vor, die moderne wissenschaftliche Ergebnisse miteinbezieht. Linguistische, soziologische, historische und religiöse Aspekte werden berücksichtigt und fördern interessante Erkenntnisse zu Tage, die zur Diskussion gestellt werden.

Die Hauptthese des Buches lässt sich in Grundzügen so zusammen fassen: Schon seit den Lebenszeiten Mohammeds (vor allem seit seinen drei letzten Lebensjahren in Medina) gibt es zwei gegensätzliche Islam Versionen. Die erste Version ist eine Fortsetzung spiritueller Lehren und Prinzipien, die es schon vor Mohammed gegeben hat. Sie besteht im Kern aus einer Schulungsmethode (din) für spirituell Suchende, die sich ganzheitlich zu ritterlich gesinnten, Verantwortung tragenden Menschen entwickeln möchten (Javanmard, Fottowwat).

Die zweite Version ist eine Fortsetzung patriarchalischer Stammestraditionen unter dem Namen Islam, die bestimmte Gegner Mohammeds und seines Korans durchgesetzt haben. Nachdem der offene Kampf gegen Mohammed verloren war, bekannten sich seine Feinde zum Islam. Es war jedoch nur ein Lippenbekenntnis. Nach und nach gewannen die Vertreter eigener Interpretationen des Korans die Oberhand in der jungen Gemeinschaft der Muslime und begründeten schliesslich die Omayyaden Dynastie, die im Namen von Islam herrschten, jedoch nicht die sogenannten koranischen Prinzipien zur Anwendung brachten, sondern unter dem Namen von Islam ihre tyrannischen Praktiken ausübten. Dazu gehören Steinigungen - die keinen Raum im Koran haben und Praxis der Despoten war, die heilige Leute verfolgt haben - das Auferlegen bestimmter Kleidungsvorschriften für Frauen, Beschneidungen von Frauen und Mädchen oder das sich höherwertig wähnen.

Der Koran enthält laut Azmayesh unter anderem Hinweise darüber, wie ein Mensch vom Zustand der Entfremdung, den Zustand eines gesunden oder heiligen Herzens erreichen kann. Des Weiteren enthält der Koran auch Verse, die Gesprächsausschnitte darstellen. Der Prophet wird durch verschiedene Menschen aus seiner Umgebung befragt und gibt Antworten dazu. Da diese Passagen nicht als Zitate gekennzeichnet sind, ist es ohne Kontextwissen nicht einfach zu verstehen, wie sie gemeint sein könnten. Dadurch kommt es oft vor, dass einige Menschen bestimmte Aussagen aus dem Koran heraus picken und nach eigenem Gusto verwenden.

In einer zugespitzten Polarisierung gibt es jene, die Passagen aus dem Koran herauslösen und sie wörtlich interpretieren, um ihre niederen Beweggründe zu maskieren und sich durch den Islam zu legitimieren, während Gegner des Islams die selben Passagen auswählen, um Islam als grausame Ideologie vorzuführen. Oft liegt bei den Gegner eine zutiefst negative Erfahrung mit jenen vor, die Islam entweder staatlich für ihr Unterdrückungsregime als Legitimation verwenden oder ihre persönliche Arroganz aus dem Koran zu begründen versuchen. Manche Gegner jedoch kennen Islam und Islamismus nur vom Hörensagen oder einseitigen Berichten Betroffener und sprechen oder agieren aggressiv gegenüber Islam, Religion oder Muslime aus unterschiedlichen Impulsen heraus. Beiden Seiten sei das Buch von Dr. Azmayesh empfohlen, um eine realistischere Einschätzung des Buches zu gewinnen und Unterscheidungen zu treffen, die in der gegenwärtigen Gesellschaftssituation dringend nötig sind.

Ein kundiger Blick auf solche Passagen, geht immer einher mit einer Kontextualisierung und einer genauen Bedeutungsanalyse der einzelnen Wörter. So fragte dazu Prof. Antes provokativ, ob es dann nicht sinnvoller sei, den Koran oder zumindest solche Passagen erst gar nicht zu verbreiten. Dr. Azmayesh nahm den Spielball an und gab zu verstehen, dass zunächst eine gründliche Ausbildung der Islam-Lehrer und Vermittler eine notwendige Massnahme sei, um Schritt für Schritt Leser an die Komplexität des Korans heranzuführen und wie Prof. Gholamasad bekräftigte, den Koran nicht wie einen Steinbruch zu behandeln, aus dem man willkürlich Steine herauslöst und andere damit bewirft...So bleibt zu wünschen, dass Verhandlungen auf staatlicher Ebene mit muslimischen Verbänden die Erkenntnisse des Buches berücksichtigen.

Das Buch kann gegen eine Spende an den Verein Karamat unter koranbuch@remove-this.gmail.com bestellt werden.

Cioban Amator

 


Dr. Azmayesh und Gabel in Berlin, Enzian, Nähe Pergamonmuseum


Prof. Achter, Dr. Azmayesh, H. N. Gabel an der Evangelischen Studentengemeinde in Gießen

 

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