Freiheit für vier

Monatelanges Tauziehen um die Freilassung von Gewissensgefangenen im Iran zeitigt eine positive Perspektive.

Frei gelassene Gewissensgefangene

Die Arbeitsgruppe Menschenrechte des Vereins Karamat meldet die Freilassung von vier Gewissensgefangenen aus dem berüchtigten Evin Gefängnis. Es handelt sich um Mitglieder der Redaktion von Majzooban-e Nour, einer Online Zeitung, die sich auf Nachrichten zu Sufi Derwischen und zu Menschenrechten im Allgemeinen spezialisiert hatte. Afshin Karampour, Farshid Jadollahi, Amir Eslami und Omid Behrouzi  sind heute vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Ihr ursprüngliches Urteil lautete auf siebeneinhalb Jahre Haft, die in eine Strafe von dreieinhalb Jahren Haft und zweieinhalb Jahren auf Bewährung umgewandelt wurde.

Nach Jahre langem Ringen, um ihre Freilassung, konnte sich der moderatere Flügel der Regierung Rohanis gegen die Hardliner im Justizapparat durchsetzen. Iran steht auf internationalem Parkett immer noch unter enormem Druck und ist auf good will Gesten angewiesen. Kommende Woche wird in Genf, Schweiz, vor den Vereinten Nationen ein erneuter negativer Bericht über die miserable Menschenrechtslage im Iran erwartet.

Mitglieder von Karamat haben sich durch verschiedene Aktionen für die Freilassung ebenso eingesetzt als auch Amnesty International und das Team um Christoph Strässer, SPD, der für Menschenrechte zuständige Beauftragte der Bundesregierung im Auswärtigen Amt.

Unter anderem führten Mitglieder von Karamat in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran (IOPHRI) musikalische Proteste vor der Botschaft Irans in Berlin-Dahlem und vor dem Brandenburger Tor (noch ein Link) immer wieder durch und informierten die deutsche Öffentlichkeit über aktuelle Menschenrechtsverletzungen durch das Regime im Iran.


Die Freude über die Freilassung der Freunde war groß

Weitere Mitarbeiter von Majzooban-e Nour und ihr nahe stehende Menschenrechts Aktivisten sind weiterhin in Haft. Dies sind Hamid-Reza Moradi Sarvestani, Salehedin Moradi Sarvestani, Mostafa Daneshjou, Reza Entesari, Mustafa Abdi and Kasra Nouri. Die Personen wurden im September 2011 verhaftet, nachdem Majzooban-e Nour über eine Hass-Kampagne einiger extremistischen Mullahs und Angriffen auf Derwische in der Stadt mit  tödlichen Folgen für einen Derwisch, Vahid Banâni, in der Provinzstadt Kovar, Iran, berichtet hatte. 

Der Vorwurf gegen die Personen lautete Gefährdung der inneren Sicherheit des Staates. Die Hass-Kampagne war Teil einer erneuten Säuberungswelle, die im Iran seit Beginn der Revolution 1979 gegen unterschiedliche Gruppierungen regelmäßig aktiv vorangetrieben wird, wenn der Westen nicht hinschaut oder die Extremisten im Tiefenstaat sich besonders durch den Führer Ali Khamenei getragen fühlen. 
Am 2. September 2011 fand ein Angriff gegen Derwische des Gonabadi Ordens in der Stadt Kovar, Region Fars, statt. Der Angriff erfolgte nachdem ein junger Prediger aus der Theologenstadt Qom in die Region entsandt wurde. Hodschatoleslam Shabazi hatte Flugblätter verteilt und Reden vor Mitgliedern der paramilitärischen und Führer-hörigen Bassidschi gehalten, worin er die Derwische im Allgemeinen als Feinde des Regimes portraitierte und ihnen vorwarf einen "amerikanischen Islam" zu propagieren. Nach dem gleich Schema sind seit 2006 in Bouroudscherd, Isfahan, Qom und in anderen Städten Bassidschi aufgehetzt worden und Versammlungshäuser der Derwische in Schutt und Asche gelegt worden.


Freude bei den Freunden über die lange ersehnte Freilassung

An der konsequenten Freilassung aller verbliebenen Gewissensgefangenen im Iran, wird sich die Ernsthaftigkeit des Regimes die Rechte seiner eigenen Bürger zu respektieren, messen lassen müssen. Karamat wird weiterhin dabei helfen Menschenrechtsverletzungen zur Sprache zu bringen und sich für die Freilassung aller Gewissensgefangenen einsetzen.

Helmut N. Gabel

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